Ach, was sind wir nicht frei gewesen, fast wie „völlig losgelöst von der Erde“. Kein Ort zu weit, kein Fischrestaurant auf den Malediven oder Madagaskar, das nicht ausprobiert wurde und die fast jenseitige Landschaft in Feuerland, dass muss man einfach mal gesehen haben… Alles bequem, schnell und günstig zu erreichen mit dem Flugzeug. Die ökologische Rechnung dahinter – egal. Kaum einer meiner vielfliegenden Freunde, der je auf die Idee gekommen wäre, zum Ausgleich für die verursachte Verschmutzung vielleicht einen Baum zu pflanzen. Das so gern zitierte Karma… ne, nich jetze!
Ich habe den Eindruck, dass die Dinge in der Ferne eine größere Wertigkeit für uns angenommen haben, als das, was in unserer Nähe liegt. Wenn ich Menschen in meiner Umgebung frage „sag mal, wo ist eigentlich die Prignitz?“ oder „wo fließen denn die Schwarze und die Weiße Elster?“ oder „warum heißt Ostfriesland denn Ost-Friesland?“, dann weiß das keiner mehr. Die Ferne ist wichtiger geworden als unsere eigene Nähe, die uns näh(e)rt. Klar, die Menschen haben Stress und ganz viele wollen einfach nur weg von dem Ort, der den Stress verursacht. Ganz weit weg.
Durch die gegenwärtige Krise, die eine zivilisatorische ist, erfolgt eine Schubumkehr. Die zentrifugalen Kräfte haben sich erschöpft, die erstarkenden zentripetalen Kräfte helfen jetzt, unsere Mitte wiederzuentdecken.
Seit dem keine 200.000 Flugzeuge mehr ständig in der Atmosphäre sind, hat sich – so ist mein Eindruck – das Wetter beruhigt. Im Vergleich zu 2019 hat es in den Sommerwochen in meiner Region bereits vier oder fünfmal öfter geregnet. Sehr angenehm. Und auch die Temperaturen halten sich in einem angenehmen Rahmen.
Die Normalität, wie wir sie kannten, war in dem Sinne nicht normal. Saturn und speziell Pluto zwingen aktuell zu überfälligen Strukturreformen, tiefgreifende Transformation ist angesagt. Und Transformation hat immer mit bewusstem Erleben von Nähe zu tun.